Projekt zur Delirprophylaxe an der UME

Halluzinationen, Desorientierung oder eine Störung der Aufmerksamkeit: Nahezu acht von zehn kritisch erkrankten Patient*Innen leiden während ihres Krankenhausaufenthaltes an einem Delir, also einem akuten Zustand der Verwirrtheit – und das nicht ohne Folge. Denn nicht nur, dass Delirpatient*Innen einen bis zu zehn Tage längeren Klinikaufenthalt haben; über 70 Prozent bleiben langfristig eingeschränkt. Ein im Krankenhaus stets präsentes Thema, über das jedoch noch zu wenig gesprochen und das von Angehörigen daher auch oft nicht verstanden wird.

Mit den eingeschränkten Besuchsregeln in der Coronapandemie fehlt den Patient*Innen und Patienten derzeit der direkte Austausch mit ihren Angehörigen. Dies erschwert nicht nur den Krankenhausaufenthalt, gleichzeitig bleiben beispielweise durch fehlende Gespräche oder gemeinsames Anschauen von Fotos aktivierende Sinnesreize aus. Diese sind jedoch besonders bei älteren Erkrankten ein wichtiger Baustein zur Vorbeugung eines Delirs.

Um den Patient*Innen auch in den außergewöhnlichen Zeiten Orientierung zu bieten, haben wir vom IPE gemeinsam mit der Stiftung Universitätsmedizin und der Stabstelle Entwicklung und Forschung Pflege ein Angebot zur Delirprophylaxe ermöglicht:

Dank bereitgestellter „Fernsehkarten“ können Erkrankte auf unseren Intensivstationen aktuell Radio, Telefon, Fernseher und WLAN kostenfrei nutzen. Durch das Schauen von Nachrichtensendungen oder das Hören von Radiomeldungen bleibt einerseits ein Gefühl für Tageszeiten erhalten. Andererseits sorgen schnelle Bildwechsel und sich ändernde Farben im Programm für zusätzliche Sinnesreize. Außerdem haben Patient*Innen durch das neue Angebot auch ohne den Besuch ihrer Liebsten die Möglichkeit, über das Weltgeschehen informiert zu bleiben.

Auch unsere erste digitale Lenkungsgruppensitzung am Montag, 7. September 2020 beschäftigte sich mit dem Delirmanagement. In kurzen Vorträgen und gemeinsam mit den rund dreißig Teilnehmenden haben wir das Thema aus der Angehörigenperspektive und aus pflegewissenschaftlicher und ärztlicher Sicht beleuchtet und so weiter für dieses wichtige Thema sensibilisiert.